Schwester Franziska von den Klarissinnen
in Koblenz erinnert sich
Gespräch mit dem Autor,
aufgezeichnet am 26.02.98
Frage: Wie und wann haben
Sie Pater Pauels kennen gelernt?
Sr. Franziska: Es war 1974
als ich ihn kennen lernte. Ich hatte gerade mit der Legio Mariens Bekanntschaft
gemacht. Die erste Begegnung mit ihm, das war während einer Führungsschulung.
Ich gehörte mit zu den älteren Jugendlichen und wir sollten ein Sommerlager der
Legio Mariens mitbegleiten und Pater Pauels war dazu auserkoren, uns für diese
Führungsaufgaben zu schulen. Das war meine erste Begegnung mit ihm. Und dann hat
er uns und mich, in den sechs Jahren, in denen ich in der Legio war, immer mit
Vorträgen und Exerzitien begleitet. Bei einem Sommerlager ist er selbst
mitgefahren und hat uns dort begleitet. Auch bei einer Fahrt in die Schweiz, die
ich als Führungskraft begleitete, war er mit dabei. Ich gehörte damals einer
Jugendgruppe in Gelsenkirchen-Buer an und habe eine Ausbildung als
Krankenschwester gemacht. 1980 bin ich dann in's Kloster eingetreten.
Frage: Hat Pater Pauels
ihnen von diesem Kloster der Klarissinnen erzählt?
Sr. Franziska: Er hat mir
die Adresse gegeben. Er wollte zuerst nicht, dass ich in einen 'kontemplativen'
Orden eintrete. Als ich ihn von meinem Wunsch erzählte, Ordensschwester
zu werden, da hat Pater Pauels mir sofort gesagt: „Aber dann in einen
Krankenpflegeorden!“ Ich hatte ja Krankenpflege gelernt. Ich wollte aber gerne
in den Karmel eintreten. Er sagte jedoch ganz autoritär zu mir: „Sie haben
Krankenpflege gelernt und da liegt es doch nahe, dass sie auch einen solchen
Orden suchen.“
Dann hat er mir auch
einige Gemeinschaften genannt, wo ich vorsprechen sollte. Ich hab dies auch
getan und war auch von einigen recht angetan, doch ich spürte überall: Das ist
es nicht! Und als ich dann gar nicht mehr weiter wusste, hat er mir die
Anschrift der Klarissinnen hier in Koblenz gegeben. Ich war dann hier zu einem
Wochenende und wusste bereits nach kurzer Zeit, dass dies hier der richtige Ort
für mich wäre. Als ich ihm sagte: „Da hat es mir gefallen, da möchte ich gerne
eintreten“, da sagte er zu mir: „Ja, das wusste ich von Anfang an“. Da war ich
etwas 'sauer', warum hatte er mich denn so herum geschickt? Er sagte dann
sinngemäß: „Ich wollte, dass sich in Ihre Motivation keine Flucht vor
Verantwortung einschleicht. Sie mussten zunächst die volle Bereitschaft zu allem
zeigen - auch dazu, weiterhin in der Krankenpflege zu bleiben.“ Tatsächlich hat
sich später gezeigt, dass P. Pauels mir damit einen großen Dienst erwiesen
hatte. Denn einige Zeit nach meinem Eintritt kam mir der Verdacht, dass ich
vielleicht aus Furcht vor großer Verantwortung das kontemplative Ordensleben
ausgewählt haben könnte.
Dank der weitblickenden
Weisheit und Fürsorge P. Pauels konnte ich diese Krise schnell überwinden in dem
Bewusstsein: Ich wäre auch zu allem anderen bereitgewesen, auch dazu, in einen
aktiven Orden einzutreten.
Frage: Wann sind Sie ihm
denn wieder begegnet oder hatten Sie ständig Kontakt mit ihm?
Sr. Franziska: Er kam ja
regelmäßig am ersten Freitag im Monat zur Sühnenacht, da hatte ich jedes Mal die
Gelegenheit bei ihm zu beichten. Er hat mich auch brieflich immer begleitet und,
wenn ich ein Problem hatte, habe ich es ihm mitgeteilt und ganz kurze Zeit
später kam ein Brief von ihm, oft nur mit zwei oder drei Sätzen, die dann immer
'gesessen' haben. Es waren so markante Sätze, eigentlich nichts besonderes, aber
da ging eine Kraft von aus, so, dass ich jedes Mal wie mit einem Schub weiterkam
in meinem geistlichen Leben. Manchmal trug ich tagelang oder wochenlang eine
Frage, ein Problem mit mir herum. Wenn er dann kam und ich es ihm sagte, gab er
mir eine kurze und treffende Antwort und alles war wieder in Ordnung. Ich konnte
wieder klar sehen und meinen Weg in Freude weitergehen. Es steckte einfach eine
Kraft hinter seiner Aussage und man spürte, sein Herz war dabei.
Autor: Mir hat vor kurzem
jemand gesagt, der ihn überhaupt nicht gekannt hat: „Der hat je keine Stimme,
der kann überhaupt nicht reden und nicht predigen. Doch wenn man ihn fünf
Minuten gehört hat, dann weiß man, er erlebt dies.“
Sr. Franziska: Ja, er
machte die Augen zu und er las es 'von innen' ab.
Das war auch für uns als
Jugendliche eine große Schwierigkeit bei den Führungsschulungen. Da haben wir
einmal nach der ersten Runde zur Leiterin gesagt, das kann man ja nicht
ertragen, dass er uns überhaupt nicht anschaut. Die Leiterin ist dann zu ihm
gegangen und hat gesagt, dass die jungen Mädchen es gerne sähen, wenn er sie
auch mal anschauen würde. Was wir nicht wissen konnten: P. Pauels hatte
entzündete Augenlieder und konnte die Helligkeit nicht gut ertragen. Trotzdem
kam er uns nun ganz demütig entgegen und schaute uns in den folgenden Runden
immer mal wieder an.
|